KUNSTLANDSCHAFT SPANDAU




Schneewittschen und Königssöhne
Schneewittschen und Königssöhne Also Schneewittschen und der Königssohn hatten geheiratet, Schneewittschen starrte täglich aus dem Schlossfenster zu der Stelle, auf der seine Stiefmutter auf glühenden Kohlen hatte tanzen müssen, bis sie zusammengebrochen und verglüht war. Sie dachte, dass die Stiefmutter in einem Land gelebt hatte, in der nur die schönen Frauen geliebt werden. Wer nicht schön ist, wird nicht geliebt. Als Revolution war, flohen Schneewittschen und der Königsohn aus dem Königsschloss auf eine Havelinsel im Gebiet Spandau, die zum Naturschutzgebiet erklärt worden war, in der Hoffnung, dass die Arbeiter und Soldaten, die nicht in einem Königreich leben wollten, dort nicht nach ihnen suchen werden. Schneewittschen und der Königsohn mussten grüne Blätter und rohe Enten essen. Eines morgens schwammen sie ans Landufer. Sie sagten, dass sie aus Ostdeutschland geflohen sind.

Schneewittschen hatte die Geschichte von Schneewittschen und den sieben Zwergen nie vergessen können, obwohl sie jahrhundertelang Vogelgezwitscher angehört und Blumen angestarrt hatte, um den Anblick, den Geruch der schwelenden Stiefmutter und ihre Schmerzschreie zu vergessen. Sie dachte, dass die Stiefmutter sie hatte töten wollen, weil sie nicht mehr geliebt worden war, weil nur die Schönste geliebt wurde. Sie gründete einen Kosmetiksalon und überredete den Königssohn, Schönheitschirurg zu werden. Der Königssohn verdiente viel Geld und spendete es einer Klonfabrik mit der Bitte, nur Schneewittschen und Königssöhne zu produzieren, so dass niemand mehr leiden muss, weil er nicht am schönsten ist, "Jeder ist gleich schön." "Aber was passiert dann?"

Hanne Beer







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